... und dann auch noch gleichzeitig
(ein Gastbeitrag von Sandra Seiferth)
Schon lange wollten Tina und ich mal wieder gemeinsam auf Fototour gehen – es ist schon eine Tradition, sich mindestens einmal im Jahr dafür zu treffen.
Im August dieses Jahres hatten wir dann einen gemeinsamen Termin gefunden. Das Ziel stand auch schnell fest, befand es sich doch schon eine ganze Weile auf unser beider „Wo-wir-dringend-hin-müssen-Liste“: die Ziemestalbrücke im Thüringischen Saale-Orla-Kreis.
Kurz vor dem Trip befiel mich die Idee, ein paar Fotos von mir machen zu lassen – wenn man schon mal eine Fotografin dabeihat. Und gleiches Recht für alle – auch Tina wollte Fotos von sich haben. Okay, People Fotografie wollte ich sowieso mal wieder üben.
So weit so gut – doch dann die leichte Panik: Was zieh ich da bloß an? Nach stundenlangem Grübeln und Wühlen im Kleiderschrank stand das Outfit fest. Und ein neues Problem tat sich auf: Wie verstaue ich alles und was muss als Kameraequipment mit? Meine Wahl fiel auf eine kleine Einkaufstasche für die Klamotten. Der Fotorucksack war ja schon voll mit der ganzen technischen Ausrüstung.
Tina reiste aus ihrem beschaulichen Heimatort mit dem Zug in die Weltstadt Jena und von da ging es gemeinsam mit dem Auto weiter. Ihr Gepäck: Fotorucksack, Stativ und eine Reisetasche für die Klamotten.
Nach einem kurzen Abstecher direkt in den Wald – blödes Navi! – parkten wir auf dem Wanderparkplatz an der Wyburg (was wohl die bessere Zieleingabe gewesen wäre).
Mit Sack und Pack – Fotorucksäcken, Stativ, Einkaufs- und Reisetasche – marschierten wir los, den Schildern Richtung Ziemestalbrücke folgend. Die Brücke – wie der Name schon sagt - überspannt ein Tal, also wir mussten erstmal bergab laufen.
Und auf einmal standen wir unter der 32m hohen Brücke und bestaunten das 115m lange Stahlviadukt. Aber wir wollten ja Fotos auf der Brücke machen. Also hieß es, die Stufen neben der Brücke hoch stiefeln – mit Fotorucksäcken, Stativ, Einkaufs- und Reisetasche.
Mit uns kam oben eine Gruppe mit der Draisine an, die auch noch die Brücke bestaunen wollten. Wir nutzten die Zeit, um ein paar Fotos der Brücke im Ganzen und im Detail und der Neigetechnik von 1893 / 1894 zu machen.
Also die Gruppe weiterfuhr, hatten wir das Glück, die Brücke für uns allein zu haben. Man hatte für uns sogar eine kleines Umkleidehäuschen gebaut. Okay, es ist wohl eher ein alter Streckenposten – aber als Umkleide bestens geeignet.
Da wir schon genug zu schleppen hatten, entschieden wir, keine passenden Schuhe für unsere Outfits mitzunehmen – barfuß geht ja auch. Aber aua, autsch … Steine, Riffelbleche, Holzsplitter – wer rechnet denn mit sowas bei einer Eisenbahnbrücke mitten im Wald? Egal, Zähne zusammenbeißen und durch. Endlich auf der Brücke – und nun? Ich habe keine Ahnung, wie ich in welcher Pose wirke und hatte auf ein paar Tipps von Tina gehofft: „Tina, was soll ich machen? Wo soll ich hingucken?“ – „Keine Ahnung. Mach irgendwas!“ – „Ja, was denn? Hinsetzen, hinstellen, laufen? In die Ferne gucken?“ – „So ist gut – nein warte, die Sonne!“
Nachdem Tina ein paar Fotos im Kasten hatte, tauschten wir die Rollen. Aber die Probleme waren die gleichen. Das Model weiß nicht, wie es posen oder sich bewegen soll und die Fotografin ist auch völlig einfallslos.
Irgendwie – anders kann man es nicht sagen – sind uns doch ein paar gute Fotos von der jeweilig anderen gelungen. Aber jetzt Herausforderung Nummer 2 an diesem Tag: wir beide gleichzeitig vor der Kamera und die Frage: Wer hat die Technik besser im Griff und schafft es, Handy mit Kamera zu verbinden? Und wieder das gleiche Problem: Stehen? Sitzen? Gucken?
Der rote Faden des Tages: Models und Fotografen haben keinen Plan aber tierischen Spaß.
Irgendwann war die Luft raus und wir wechselten wieder in unsere Fotografen-Outfits, spazierten noch etwas auf den Gleisen auf der Suche nach ein paar Fotomotiven, bevor wir uns auf den Rückweg zum Auto machten – mit Fotorucksäcken, Stativ, Einkaufs- und Reisetasche.
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