(ein Gastbeitrag von Sandra Seiferth)
Meine Freundin Tina hat diese Challenge im Buch „DAS ANDERE SEHEN“ aus dem Rheinwerk Verlag entdeckt und seit Juni nehmen wir uns beide vor, diesen Versuch einmal zu wagen.
Die Aufgabe – so wie ich sie verstanden habe – besteht darin, in einem Raum 60 Minuten lang mindestens 60 Fotos zu machen, ohne sich dabei Gedanken zu Motiv, Kameraeinstellung oder Bildaufbau zu machen.
An einem Nachmittag im Oktober allein zu Hause habe ich mir meine Kamera geschnappt, den Timer meiner Uhr auf 60 Minuten gestellt und in meinem Wohnzimmer fotografiert. Ich habe ziemlich schnell festgestellt, obwohl es draußen noch taghell war, dass es in meinem Wohnzimmer recht dunkel ist und die ersten Bilder waren dann dementsprechend zu dunkel oder zu verwackelt. Also habe ich erstmal sämtliche Lampen eingeschaltet, die wir haben – bloß gut, dass mein Mann nicht da war – Sparen und so.
Ich bin auf Stühle geklettert, auf das Sofa gestiegen oder habe die Kamera auf den Boden gelegt. Mal habe ich von oben, mal von unten fotografiert und mal bin ich mit dem Motiv auf gleiche Ebene gegangenen.
Nach Ablauf der Zeit hatte ich dann mehr als die dreifache Menge an Bildern auf dem Chip. Mit Sicherheit sind nicht alle brauchbar. Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse sind viele verwackelt, zu dunkel oder gar verrauscht.
Meine 2. Challenge bei diesem Projekt war: was behalte ich, was zeige ich und was kann weg.
Natürlich fliegen die zu dunklen oder zu verwackelten Fotos raus, aber wie weiter? Was kann noch als schlechtes Beispiel dienen? Gutes Motiv aber schlecht fotografiert hinsichtlich Einstellung, Ausleuchtung oder doch Bildaufbau oder andersherum.
Eine Woche später habe ich dann die Zeit gefunden, mich den Fotos am Rechner zu widmen. Ich habe mir tatsächlich die Zeit genommen, die meisten davon richtig anzuschauen – wirkt es auf mich, erzählt es mir etwas oder ist es einfach nur „geknipst“?
Wie schon erwähnt zu dunkle und zu verschwommene Fotos werden sofort gelöscht, manche muss ich wirken lassen bevor sie dann doch den Weg in den Papierkorb finden.
Am Ende sind jedoch 104 übriggeblieben – die meisten nur für mich, um fotografische Lehren daraus zu ziehen.
In die engere Auswahl sind 28 Fotos gekommen, die mitnichten perfekt sind. Die meisten haben ihre Fehler – zu dunkel, teilweise unscharf, störende Elemente oder einen Farbstich. Einige habe ich bewusst auch nicht mit Photoshop / Camera Raw „entwickelt“, um einfach der ganzen Aufgabe, sich keine Gedanken zu machen, noch mehr Sinn zu verleihen.
Klar kann man mit den einschlägigen Programmen auch zu dunkle Fotos retten aber manch Foto wirkt für mich besser genauso wie es auf dem Chip gelandet ist.
Andere wiederum habe ich bearbeitet, zugeschnitten oder in Schwarzweiß umgewandelt, um ihnen mehr „Sprache“ zu verleihen.
Das Betrachten all meiner geschossenen Fotos war zum einen, als wäre ich beim Fotografieren auf eine kleine Schatzsuche gegangen, was sich so alles in meinem Wohnzimmer befindet, manches was schon seit Jahren vor sich hin staubt, aber woran Erinnerungen hängen und zum anderen wie eine Entdeckungsreise, bei der ein Motiv plötzlich das nächste ergibt. Auch Bildideen sind entstanden, die ich mit wenigen Handgriffen umsetzen konnte.
Fazit: Es gibt einiges, was sich im heimischen Wohnzimmer als Fotomotiv eignet, wenn man es ins rechte Licht setzt.
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